Genetik der Katze © Ole-Peter BonaGenetik könnte so einfach sein, würde sie doch nur dem Muster aus der unteren Darstellung folgen!Beispiel: Vererbung der TabbyzeichnungLeider ist die Genetik unserer Katzen nicht ganz so einfach, wie auf der Eingangsseite am Beispiel der Tabby-Vererbung dargestellt. Wer sich als Züchter mit der Erblehre seiner Katzen befassen will, kommt natürlich um einige Grundbegriffe nicht herum. Davon soll in diesem ersten Teil die Rede sein. Nicht eingegangen wird auf den Zellaufbau, die Zellteilung und weiter ins Detail gehende Grundlagen. Grundlage allen Lebens ist die Zelle. Es gibt einfache Lebewesen, die nur aus einer einzigen Zelle bestehen - die sog. Einzeller - und Lebewesen mit unendlich vielen Zellen. Dazu zählt der Mensch und natürlich auch die Katze. Jede Zelle hat im Organismus eine ganz spezifische Aufgabe zu erfüllen. Jede einzelne Zelle beherbergt sämtliche Erbinformationen. Sie stellen gewissermaßen das gesamte Wissen des Lebewesens dar. Da jede Zelle eine andere Funktion hat, greift sie natürlich nur auf das Wissen zurück, welches sie für ihre Aufgabe benötigt. Aufgeschrieben oder abgespeichert ist dieses Wissen auf den Chromosomen. Jedes Lebewesen hat eine unterschiedliche Anzahl von Chromosomen. Bei der Katze sind es 38 Chromosomen. Jeweils 19 Chromosomen sind in ihrer äußeren Form sehr ähnlich. Dies bringt uns natürlich sofort zu der Vermutung, dass nämlich jeweils ein Chromosom von der Mutter und eines vom Vater stammt. Wenn nun aber alle 19 Chromosomenpaare gleich wären, wo kommt dann der "große Unterschied" her? Und tatsächlich ist ein Chromosomenpaar nicht gleich: dem geschlechtsbestimmenden Paar (19 A u.B). Während eine weibliche Katze, und nur auf Katzen wollen wir uns beziehen, über 2 X-Chromosomen (XX) verfügt, sind es beim Kater ein X-Chromosom und ein y-Chromosom. Natürlich haben diese unterschiedlichen Chromosomenpaare auch unterschiedliche Bezeichnungen. Die jeweils gleichen Chromosomenpaaren nennt man Autosomen, das geschlechtsbildende Chromosomenpaar Heterosomen.
Nun müssen wir die Chromosomen zerlegen und kommen somit zu den Genen oder Einzelmerkmalen. Die Gesamtheit aller Gene bestimmt das Individuum. Man spricht von seinem Genotyp. Betrachtet man nur die äußeren, sichtbaren Merkmale eines Individuums, bei unseren Katzen also z.B. die Fellfarbe, Haarlänge usw. spricht man von seinem Phänotyp. Zum Glück interessieren uns bei der Genetik der Katzen nur einzelne Gene. Damit wir sie unterscheiden können, werden sie mit Buchstaben bezeichnet. Die Gene sind auf den Chromosomenpaaren jeweils genau in der gleichen Art, Anzahl und Reihenfolge angeordnet. Jedes Gen hat also einen ganz bestimmten, festgelegten Ort auf dem Chromosom, man spricht demzufolge vom Genort. Der Genort für eine bestimmte Anlage liegt also immer an der gleichen Stelle auf dem Chromosom, sowohl der Anteil der Mutter als auch der vom Vater. Bei diesen immer paarweise vorkommenden Genen spricht man von Allelen. Ein Allel enthält also jeweils ein Gen von der Mutter und eines vom Vater am gleichen Genort. Sind auf beiden Genen (Mutteranteil und Vateranteil) die gleichen Erbinformationen enthalten, z. B. schwarzes Haar, so spricht man von homozygot oder reinerbiger Anlage, sind die Erbinformationen dagegen unterschiedlich, z.B. schwarz bei der Mutter und chocolate beim Vater, so spricht man von heterozygot oder mischerbiger Anlage.
In den Grundlagen sah es zunächst so aus, als hätten wir die schwersten Klippen schon umschifft. Doch dem ist leider nicht so. Natürlich haben sich erfahrene Züchter schon gefragt, wieso die Kitten oftmals gar nicht so sehr den Eltern gleichen sondern vielmehr mit der Großmutter oder dem Großvater ähneln oder wie es zu den unterschiedlichen Geschlechtern kommt? Diesen Fragen versuchen wir uns in diesem Abschnitt zu nähern. Ein neues Lebewesen entsteht durch die Verschmelzung der mütterlichen Eizelle mit dem väterlichen Samen. Dieser Vorgang ist allgemein durch den Begriff Befruchtung bekannt. Die befruchtete Eizelle (Zygote) und jede normale Körperzelle teilt sich dermaßen, dass in jeder neuen Zelle jeweils wieder der doppelte Chromosomensatz enthalten ist. Wie dies im Einzelnen vollzogen wird, muß uns hier nicht weiter interessieren, entscheidend ist das Ergebnis. Diese Art der Zellteilung bezeichnet man als erbliche Zellteilung oder Mitose. Im Gegensatz zur Mitose teilen sich die Keimzellen (Gameten) durch die Reduktionsteilung (Meiose). Bei der Meiose wird der Chromosomensatz halbiert. Die Keimzellen der Katze enthalten also nicht 38 Chromosomen sondern nur 19, die bei der Befruchtung zusammen wieder den kompletten Satz von 38 Chromosomen ergeben. Diese Reduktionsteilung ist ein komplizierter und mehrstufiger Prozess. Es können einzelne Chromosomenstücke ausgetauscht werden und es bleibt dem Zufall überlassen, welche der beiden Autosomen in die jeweilige neue Zelle wandert. Wir vermuten zurecht das Chaos. Doch gerade dieses Chaos führt zu einer kräftigen Durchmischung der Gene in jeder neuen Generation und zu einer Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten. Hier ist auch die Ursache zu sehen, weshalb auch die Gene der Großeltern und sogar noch weiter zurückliegender Generationen mehr oder weniger kräftig mitmischen. Dieser Vorgang entscheidet auch über Katze oder Kater. Diesen besonders interessanten Aspekt - Kater oder Katze - wollen wir uns einmal etwas näher betrachten. Jeder Elternteil gibt ein Chromosom seines Chromosomenpaares an die Nachkommen weiter. Die weibliche Katze verfügt über 2 X-Chromosomen (XX), der Kater jedoch über ein X-Chromosom und ein y-Chromosom (Xy). An dieser Stelle führen wir jetzt eine Darstellungsweise ein, die uns auch weiterhin begleiten wird:
In dieser Tabelle werden die uns interessierenden Chromosomen der Katze und des Katers eingetragen und das Ergebnis für alle Kombinationsmöglichkeiten ermittelt. In unserem ersten Beispiel wollen wir die statistische Verteilung von Katzen und Katern in einem Wurf ermitteln. Für die Mutterkatze tragen wir also 2 mal das X-Chromosom ein:
Als nächstes tragen wir die Chromosomen des Katers (Xy) ein:
Als letzten Schritt kombinieren wir jeweils ein Chromosom der Katze mit einem des Katers:
Schon ist unsere erste Vererbungstabelle fertig. Das Ergebnis wird uns wenig überraschen: Wir erwarten aus dem Wurf jeweils zur Hälfte Katzen (XX) und zur anderen Hälfte Kater (Xy)! Dieses Ergebnis ist auch dann richtig, wenn bei ihnen gerade ein Wurf mit 7 Katern gefallen ist. So ist es nun einmal mit der Statistik! Nachdem wir nun die notwendigsten Begriffe gelernt haben, wollen wir uns in diesem Abschnitt mit den einzelnen Genen beschäftigen. Wir können uns erinnern, dass die einzelnen Gene mit Buchstaben gekennzeichnet werden. Gene, die sich dominant vererben werden mit großen Buchstaben, rezessive Gene mit kleinen Buchstaben gekennzeichnet. Ein dominantes Gen setzt sich gegenüber einem rezessiven Gen durch, d.h. es ist merkmalsbestimmend und setzt sich auch bei Mischerbigkeit (heterozygot) durch. Das rezessive Gen dagegen muß, um merkmalsbestimmend werden zu können, reinerbig (homozygot) vorhanden sein. Dies bedeutet, wenn auch nur von einem Elternteil ein dominantes Gen vererbt wird, wird auch das Kitten dieses Merkmal zeigen. Bei rezessiven Genen hingegen, müssen diese von beiden Eltern auf das Kitten vererbt werden um dieses Merkmal beim Kitten zu zeigen. Als Züchter interessieren wir uns zunächst einmal für die Farbgenetik: Welche Farben werden unsere Kitten einmal haben, bzw welche Farbe muß ein Kater haben, damit eine bestimmte Farbe bei den Kitten fallen kann? Listen wir also zunächst einmal die Farbgene in alphabetischer Reihenfolge auf. Tabelle der Farbgene:
Eine wichtige Gengruppe fehlt noch in dieser Tabelle, nämlich das Tabby-Gen. Es ist nicht etwa vergessen worden, sondern nimmt eine Sonderstellung ein und wird deshalb an einer späteren Stelle gesondert behandelt. Eigentlich gehört auch das Rot-Gen in eine Sondergruppe, da es sich geschlechtsgebunden vererbt und daher später auch besonders betrachtet wird. Es fällt in der Tabelle auf, dass es offenbar mehr rezessive Gene als dominante Gene gibt. Dies hat seine Ursache in den Mutationen der Gene. Im laufe der Entwicklungsgeschichte ist es durch zufällige Veränderungen der Gene zu Veränderungen gekommen. Diese, von der Urform abweichenden Gene vererben sich zumeist rezessiv. Doch auch bei den Mutationen gibt es Ausnahmen: So vererbt sich das Inhibitor-Gen (Silberung), das Rot-Gen, das Scheckungs-Gen und das Dominante Weiß dominant, obwohl auch diese Gene Mutationen sind.
Wie wir schon nach dem Studien der Farbgene vermutet haben und wie wir es ja auch von unseren Katzen kennen, kommt es zu vielfältigen "Vermischungen" und "Überlagerungen" der Farbgene. Viele Gene ergänzen und überlagern sich. Solche Fälle nennt man komplementäre Polygenie. Dies sei am Beispiel der Wildfärbung einmal erläutert. Jedes Haar besteht aus schwarzen und hellen Bänder im Wechsel. Die Haarspitze ist schwarz und der Haargrund ist grau. Es wirken 3 Gene an dieser Wildfärbung mit: A ist zuständig für die schwarzen Ringe, B bildet die schwarzen Pigmente aus gelben Vorstufen und C bildet die gelben Vorstufen. Fällt auch nur ein Gen aus, erhalten wir ein völlig anderes Aussehen der Katze. Fehlt z. B. das dominante Gen C, erhalten wir eine weiße Katze (Albino), fehlt dagegen das dominante Gen A, so wird die Katze einfarbig. In diesem Beispiel ist es unerheblich wie das komplette Allel aussieht, da es sich um dominante Gene handelt. Es ist egal ob es sich beim Allel AA für Reinerbigkeit oder um Aa für Mischerbigkeit handelt, die Merkmalsausprägungen sind gleich. Da dies so ist, führen wir an dieser Stelle gleich eine neue Schreibregel ein. Die Beschreibung für unser Beispiel der Wildfärbung lautet dann: A- B- C-. Der Strich ersetzt dabei den zweiten Teil des Allels. An seiner Stelle könnte sowohl ein dominantes Gen stehen als eben auch nicht. So wären z.B. Katzen phänotypisch mit folgenden Allelen identisch, obwohl sie genotypisch unterschiedlich sind: AA BB CC und Aa Bb Cc. Für die äußere Merkmalsbeschreibung ist es somit unerheblich ob das zweite Gen vorhanden ist oder nicht und es wird in der schreib weise ersetzt durch den Strich (-), also A-B-C-.
Bleiben wir noch einen Augenblick bei unserem Albino, dem ja, wie oben erwähnt, das Gen C fehlt. Das Allel C- sieht bei dem Albino also folgendermaßen aus: cc. Durch Mutationen sind nun aber folgende Variationen entstanden: Ca Ca, ein Albino mit blauen Augen Cb Cb, Fellfarbe und Augen der Burmesen (Burmafaktor) Cs Cs, Fellfarbe und Augen der Siamkatze (Siamfaktor oder Maskenfaktor) Ein weiteres Gen beeinflusst unseren Farbtopf: Das Gen D. Fehlt dieses Gen (Nicht-Verdünnung), führt dies zu einer Verdünnung der Pigmentierung der Haare. So wird aus Schwarz Blau, aus Rot Cream, aus Chocolate Lilac und aus Cinnamon Fawn. Der Albino (rote Augen) ist phänotypisch eine weiße Katze bei dem die Pigmentierung fehlt. Nun gibt es weitere genetische Möglichkeiten für den Phänotyp weiß: Das Gen W. Dieses Gen maskiert alle anderen vorhandenen Farben. Man spricht von der Epistasie. Diese Gen beherrscht alle anderen Farbgene. (Das Gen W ist häufig verbunden mit Taubheit!!) Eine dritte Möglich zu weißen Katzen zu gelangen wollen wir nicht verschweigen: Das Scheckungsgen S. Es kann sich in seinen äußeren Merkmalsprägungen von kleinen weißen Flecken im Haarkleid bis zur völlig weißen Katze auswirken. Eine weiteres epistatisches Gen ist das Non-Agouti Gen. Es maskiert alle Tabby-Gene und bereichert unseren Farbtopf um einfarbige Katzen. Doch hier haben wir gleich eine weitere Ausnahme: Das Non-Agouti Gen verliert seine epistatische Wirkung beim Orange-Gen O. Auch einfarbig rote Katzen zeigen immer, mehr oder weniger, eine deutliche Tabbyzeichnung. Zu beneiden sind Züchter mit roten und rot gestromten Katzen nicht. Stellen sie ihre Katzen auf einer Katzenausstellung aus, werden ihnen von den Richtern häufig die Farbe geändert, denn nicht jeder Richter ist in der Lage rot und rot-tabby zu unterscheiden. Dies ist leider eine traurige Gewissheit! Ich denke, dieser Abschnitt wird zunächst einmal für ziemliche Verwirrung sorgen. Wir werden versuchen in den folgenden Abschnitten ein wenig Klarheit in diese Verwirrung zu bringen. Bevor wir uns dem geschlechtsgebundenen Rot zuwenden, müssen wir noch einige Übungen mit unseren Vererbungstabellen durchführen. Wir fangen zunächst einmal ganz einfach an und verpaaren eine schwarze weibliche Katze mit einem blauen Kater. Unabhängig von den übrigen Genen betrachten wir zunächst nur einmal das Gen D, welches ja den Unterschied zwischen Schwarz und Blau ausmacht. Die Verdünnung kann nur dann merkmalsprägend werden, wenn das rezessive Gen doppelt vorhanden ist. Somit ist der Kater eindeutig gekennzeichnet durch d d. Die weibliche Katze dagegen könnte reinerbig A A oder mischerbig A a sein. Nur aus einer Testverpaarung würden wir Klarheit über ihren Genotyp erhalten. Um uns mit den Vererbungstabellen vertraut zu machen, werden wir beide Beispiele einmal durch spielen. 1. Die weibliche Katze ist reinerbig für Nicht-Verdünnung (DD), der Kater reinerbig für Verdünnung (dd)
Die Nachkommen unsere Beispielverpaarung werden folglich alle phänotypisch schwarz werden und genotypisch alle das vom Vater ererbte Verdünnungsgen d erhalten. Alle unsere schwarzen Nachkommen sind folglich mischerbig für Nicht-Verdünnung, weil sie das rezessive Verdünnungsgen tragen! 2. Die weibliche Katze ist mischerbig für Nicht-Verdünnung (Dd), der Kater reinerbig für Verdünnung (dd)
Die Nachkommen dieser Beispielverpaarung werden zur einen Hälfte Schwarz und zur anderen Hälfte Blau werden. Die schwarzen Nachkommen werden wie bei der ersten Beispielverpaarung ebenfalls mischerbig für Nicht-Verdünnung sein! Jetzt müssen wir unsere Vererbungstabelle erweitern. Unsere schwarze weibliche Katze soll jetzt eine Tabbyzeichnung erhalten. Zusätzlich zum Gen D führen wir jetzt das Gen A ein. Unser blauer Beispielkater zeigt keine Tabbyzeichnung und ist somit reinerbig für Non-Agouti a a. Unsere schwarz gestromte weibliche Katze dagegen könnte wieder reinerbig oder auch mischerbig für Agouti sein, AA oder Aa kurz A-, denn bei dem Agouti Gen handelt es sich um ein dominantes Gen. 3. Die weibliche Katze ist reinerbig für Agouti und Nicht-Verdünnung (AA DD), der Kater reinerbig für Nicht-Agouti (aa) und Verdünnung (dd)
Aus dieser Beispielverpaarung erhalten wir alles Kätzchen in der Farbe schwarz gestromt. Sie werden alle mischerbig für Nicht-Agouti und für Nicht-Verdünnung sein! Zum Abschluss verwandeln wir noch einmal unsere weibliche Katze in einen anderen Genotyp, ohne ihre äußeren Merkmale zu ändern. 4. Die weibliche Katze ist mischerbig für Non-Agouti und mischerbig für Nicht-Verdünnung (Aa Dd), der Kater reinerbig für Non-Agouti (aa) undVerdünnung (dd)
Jetzt finden wir schon eine recht vielfältige Farbpalette bei unseren Kitten vor: 25% werden wie die Mutter (phänotypisch und genotypisch) schwarz gestromt und sind mischerbig für Non-Agouti und Nicht-Verdünnung (Aa Dd), 25% werden blau gestromt und sind reinerbig für mischerbig Non-Agouti und reinerbig für Verdünnung (Aa dd), 25% werden schwarz und sind reinerbig für Non-Agouti und mischerbig für Nicht-Verdünnung (aa Dd) und die letzten 25% werden wie der Vater (phänotypisch und genotypisch) Blau und sind reinerbig für Non-Agouti und Verdünnung. Unsere Vererbungstabellen sehen jetzt schon wesentlich komplizierter aus, bleiben aber noch übersichtlich. Würden wir jetzt noch weitere Gene betrachten, so geht der Überblick schnell verloren. Es ist deshalb sehr empfehlenswert immer nur ein bis maximal 3 Gene in diesen Vererbungstabellen gleichzeitig zu betrachten! Wer jetzt einmal üben möchte hat hier die Gelegenheit. Wir verpaaren eine schwarz gestromte weibliche Katze (Aa DD) mit einem schwarz gestromten Kater (AADd) und warten gespannt auf die möglichen Farben der Kitten.
Wer bisher gut aufgepasst hat, der weiß inzwischen, dass es sich bei der Farbe Rot um einen Sonderfall in der Farbgenetik handelt. Das Gen O liegt nicht auf einem der Autosomen sondern auf dem Heterosom, genau gesagt auf dem X-Chromosom. Es vererbt sich somit geschlechtsgebunden. Eine weibliche Katze hat ja bekanntlich 2 X-Chromosomen, während der Kater hingegen nur über ein X-Chromosom verfügt. Aus der Praxis wissen wir, dass dies zu unterschiedlichen Ergebnissen bei den Kitten führt. Es bedeutet ebenfalls, das sich die Farbe Rot nicht in rezessiver Weise, wie etwa die Verdünnung, weiter vererben kann. Während zwei schwarze Katzen auch blaue Nachkommen haben können, ist dies bei Rot nicht möglich. Katzen, die in ihren äußeren Merkmalsprägungen kein Rot zeigen, können auch kein Rot vererben! Wenn ihnen also ein Züchter eine nichtrote Katze verkaufen will mit der Bemerkung, sie würde die Veranlagung für Rot tragen, dann gehen Sie besser zum nächsten Züchter! Eine rote weibliche Katze muß auf beiden X-Chromosomen das Gen O tragen. In jeder Zelle ist nur ein X-Chromosom wirksam, während das zweite X-Chromosom inaktiviert ist. Welches X-Chromosom gewissermaßen eingeschaltet ist, ist dem Zufall überlassen. Trägt also eine weibliche Katze nur auf einem X-Chromosom das Gen O, so kann sie folgerichtig auch nur an den Stellen Rot werden, an denen dieses Gen eingeschaltet ist. Ach so, stellen wir jetzt erstaunt fest, deshalb gibt es die wunderschönen Torties, mit den erstaunlichsten Rot/Schwarz Verteilungen. Genau! Doch warum gibt es keine männlichen Torties? Eben genau aus dem gleichen Grund. Kater haben nur ein X-Chromosom und dieses muß in allen Zellen wirksam sein. Nun kommen wir zu einigen Beispielverpaarungen. Fangen wir mit einem einfachen Beispiel an: 1. Eine rote weibliche Katze (Xo Xo) verpaaren wir mit einem roten Kater (Xo Y).
Diese Verpaarung ist die sicherste um zu roten Katzen zu kommen. Wir sehen dass alle Nachkommen, weiblich oder männlich, rot werden! 2. Eine tortie Kätzin (Xo X) verpaaren wir mit einem roten Kater (Xo Y).
Jetzt haben wir einen wunderschönen buten Wurf: Eine rote weibliche Katze (Xo Xo), einen roten Kater (Xo y), eine tortie Kätzin (Xo X) und einen schwarzen Kater (X y). Bunter geht es nicht! 3. Eine schwarze Katze (X X) verpaaren wir mit einem roten Kater (Xo y).
Jetzt nimmt der Rotanteil bei unserem Nachwuchs beträchtlich ab. Rote weibliche Katzen kommen nicht mehr vor. Dafür brauchen wir bei dieser Verpaarung den Kitten nicht mehr unters Schwänzchen schauen: Die bunten Kitten sind Mädchen, die schwarzen Kitten sind Jungs!. 4. Eine rote Kätzin (Xo Xo) verpaaren wir mit einem schwarzen Kater (X y)
Wie schön! Fast das gleiche Ergebnis wie aus der vorhergehenden Verpaarung, nur sind die Kater nicht schwarz, sondern rot. 5. Eine tortie Kätzin (Xo X) verpaaren wir mit einem schwarzen Kater (X y).
Aus dieser Verpaarung erwarten wir je eine schwarze weibliche Katze (X X) und einen schwarzen Kater (X y) sowie eine tortie Kätzin (Xo X) und einen roten Kater (Xo y). Das rote Gen O führt häufig zu Irrtümern bei der Farbbestimmung. Rot oder rot gestromt, das ist die Frage aller Fragen, denn das Non-Agouti Gen a kann sich nicht gegen das Gen O durchsetzten. Deshalb sind alle genetisch roten bzw tortie Katzen mit einer mehr oder weniger deutlichen Tabbyzeichnung behaftet. Oftmals kann bei der Farbbestimmung, rot mit oder ohne Tabby, der Stammbaum hilfreich sein. Ist dies nicht möglich, muß nach Tabbymerkmalen gesucht werden. red oder red-tabby, dass ist hier die Frage?Warum diese Katze genotypisch eine rote Katze ist, dazu kommen wir später. In den bisherigen Folgen ist es uns gelungen an einigen recht einfachen Beispielen uns in die Systematik der Genetik einzuarbeiten. Wir haben einige Sonderfälle kenngelernt (Rot-Gen O) und uns mit den Vererbungstabellen vertraut gemacht. Die Tabbys sind die am häufigsten vertretenen Varietäten der Katze. Das Tabbymuster ist die eigentliche Urform aller Katzenzeichnungen. Um als Jäger in der Natur überleben zu können war und ist eine gute Tarnfarbe unerlässlich. Eine weiße Katze im dichten Buschwerk wäre wohl unvorstellbar. Katzen, die in der Steppe leben, bevorzugen hellere Farben als Katzen, die in den dunklen Wäldern leben. Für unsere Stubentiger gilt solche Vorsorge natürlich nicht mehr. So sind weiße Waldkatzen ebenso beliebt wie dunkle Orientalen. Mutationen und züchterischem Ehrgeiz haben wir es zu verdanken, dass es eine Vielzahl an möglichen Tabbyzeichnungen gibt. Ursprünglich waren die Agouti Katzen alle getigert. Man spricht bei ihnen von der natürlichen Wildfärbung. Das Agouti Gen ist unabdingbar für eine Tabbyzeichnung. Homozygote Tabbyallele:
Da haben wir den Salat: Kannten wir bisher immer nur zwei Allele, so haben wir es hier mit dreien zu tun. Neben dem Ursprungsgen und einer Mutante haben wir jetzt gleich 2 Mutanten. In solchen Fällen spricht man von multipler Allelie. Eine Reihe in unserer Tabelle ist noch teilweise offen, doch dazu kommen wir später. Bisher hatten wir gelernt, das sich das dominante Gen stets gegenüber dem rezessiven Gen durchsetzt und den Phänotyp prägt. Beim Tabby ist dies nun leider nicht so, es ist nur unvollständig dominant. Dies bedeutet, dass sich homozygote Allele stärker auswirken als heterozygote. In der obigen Tabelle haben wir die homozygoten Allele aufgeführt, in der nächsten betrachten wir einmal die heterozygoten: Heterozygote Tabbyallele:
Aus dieser Tabelle können wir schließen, dass das Ta dominiert über T und diese wiederum über tb (Ta>T>tb). Nun wenden wir uns dem spotted zu. Aus obiger Tabelle können wir ersehen, dass die Kombination Ttb eine Streifenzeichnung ergibt, die sich teilweise in Tupfen auflöst: eben spotted. Das Mackeralgen T zeigt eine eindeutige Tendenz zur Auflösung der Streifen. Bestärkt wird diese Vermutung durch die Tatsache, dass es alle nur denkbaren Auflösungsstufen gibt. Denkbar wäre, dass diese unterschiedlichen Auflösungen durch weitere Modifikatoren (Polygenie) hervorgerufen werden. Nun gibt es aber auch Katzenrassen, die stets getupft sind, etwa die Egyptian Mau und die reinrassige Bengal (leider gibt es diese auch schon in den abenteuerlichsten Farben und Zeichnungen!). Dies spricht nun wieder für ein eigenständiges Gen Ts. Das Ts liegt in unserer Tabbyreihe wahrscheinlich zwischen Ta und T und würde unsere Tabbygruppe um eine weitere Variante bereichern. Wissenschaftlich nachgewiesen ist das Spottedgen jedoch noch nicht.
Leider sind wir bei den Ausnahmen des Tabbygens noch nicht ganz am Ende. In den Tabbytabellen ist stets ein A- vorangestellt. Wie in der Einführung schon erwähnt wurde, ist das Agoutigen immer erforderlich um die Tabbyzeichnung zu zeigen. Dies bedeutet, dass das Non-Agoutigen das Tabbygen maskiert und die Tabbykatzen schlicht und einfach in einfarbige Katzen verwandelt. Bei sehr hellem Licht und besonders bei Jungtieren macht sich jedoch das maskierte Tabbygen bei einfarbigen Tieren als Geisterzeichnung sichtbar.
Wer Lust hat darf jetzt ein wenig üben. Wir verpaaren zwei Katzen mit dem gleichen Genotyp AaTtb.
Welche Farbe und welches Zeichnungsmuster können wir erwarten? Bisher waren alle unsere Katzen schwarz oder schwarz-gestromt, nein auch die roten und blauen Exemplare haben wir schon abgehandelt. Jetzt kommt ein weiterer Farbtupfer hinzu: das Weiß. Mutationen und züchterischem Ehrgeiz haben wir es zu verdanken, dass es eine Vielzahl an möglichen Tabbyzeichnungen gibt. Ursprünglich waren die Agouti Katzen alle getigert. Man spricht bei ihnen von der natürlichen Wildfärbung. Das Agouti Gen ist unabdingbar für eine Tabbyzeichnung.
Um es gleich vorweg zu sagen, Weiß ist ein umfangreiches Kapitel. Es gibt viele Möglichkeiten um an weiße Katze zu kommen. Hier interessiert uns
zunächst nur das Scheckungsweiß oder die Piebaldschen Flecken. Verantwortlich dafür ist das Scheckungsgen S. Wie schon beim Tabbygen ist auch das
Scheckungsgen nur von unvollständiger Dominanz. Durch das Zusammenspiel von unterschiedlichen, nicht näher bekannten Genen (Polygenie) kommt
es zu völlig zufälligen weißen Flecken. Dies führt im Extremfall dazu, dass eine phänotypisch schwarze Katze genotypisch eine schwarz-weiße Katze
und umgekehrt eine phänotypisch weiße Katze ebenfalls genotypisch schwarz-weiß sein kann. Züchter zupfen gerne dieses eine falsche Haar vor
Ausstellungen aus der Katze heraus, um die Chancen auf einen Titel damit auf gar keinen Fall zu gefährden (Diese Praxis soll hier auf keinen Fall
gut geheißen werden!). Mischerbige Tiere mit der Genkombination Ss zeigen häufig einen geringeren Weißanteil als reinerbige Tiere
mit der Genkombination SS. Die schon erwähnten Einflüsse der Polygene können aber auch das Gegenteil bewirken. Ob unsere Katze reinerbig SS oder mischerbig Ss ist, können wir nur durch Verpaarung mit einem Non-Agouti Tier herausbekommen. Sind stets alle Kitten aus dieser Verpaarung mit Weißanteil, dann kann man von Reinerbigkeit sprechen, fallen dagegen auch Katzen ohne Weiß, liegt eine Mischerbigkeit vor. Alle Birmazüchter, oder besser gesagt, die Züchter, die sich daran wagen mit der Zucht von Birmakatzen zu beginnen, müssen sich jetzt fragen, wie es denn möglich ist, dass der Weißanteil sich bei ihren Katzen nur auf bestimmte Körperbereiche auswirkt. Diese Katzen könnten, was wissenschaftlich nicht erwiesen ist, über einen weiteren Weißmacher verfügen, dem Handschuhgen g. Es vererbt sich rezessiv, d.h. G steht für normale Pigmentierung, g für weiße Pfoten. Wie bei allen rezessiven Genen wird es nur bei der Kombination gg wirksam. Beachtlich ist, dass es bei der Verpaarung von Katzen mit dem Handschuhgen (gg +gg) zu erstaunlich konstanten Weißanteilen führt. Doch zurück zu unserem Scheckungsgen. Es wirk sich - Ausnahmen sind nicht bekannt - auf alle Farben und Fellzeichnungen aus und hat noch eine beachtliche Nebenwirkung: bei bunten Katzen (Torties, Torbies) drängt es gewissermaßen die roten und schwarzen Farbanteile zu Flächen zusammen. Dies führt bei ihnen zu besonders beeindruckenden Farbverteilungen. Bei Katzen ohne Weißanteil dagegen sind die roten und schwarzen Farbanteile willkürlich gemischt.
Es ist dringend davon abzuraten Katzen mit reinerbigem Scheckungsweiß untereinander zu verpaaren. Dies wird eines der schwierigsten Abschnitte der Genetik schlecht hin. Damit ist nicht der Erbgang selbst zu verstehen, sondern die schwerwiegenden Begleitumstände des dominanten Weiß. Der Erbgang des Gens W (dominates Weiß) ist eindeutig. Ob homozygot WW oder heterozygot Ww, die Katze ist in jedem Fall Weiß. Das Weiß entsteht durch das völlige fehlen jedweder Pigmentierung. Diese Farblosigkeit ist eine Defekt-Mutation mit weitreichenden Folgen auf die Physiologie der Katze. Das Gen W stört bereits in der frühembryonalen Phase die Entwicklung der Katzen. Die Wanderung der Neuroplasten und der Melanoplasten, welche für die Pigmentbildung verantwortlich sind, wird gestört. Bereiche, die mit dem Zentralnervensystem im unmittelbaren Zusammenhang stehen, besonders das Auge, bilden zumindest eine Teilpigmentierung aus, sodass die Augen von weißen Katzen blau bis orange gefärbt sind. Das blaue Auge ist dabei weniger pigmentiert als das orange Auge. Nach einer Studie von Berghsma und Brown sind 43 % aller homozygoten Katzen (WW) und 27% aller heterozygoten weißen Katzen (Ww) mit blauen Augen taub, während nur 7% der gelbäugigen Katzen davon betroffen sind. Von der Türkisch Angora (weiß), berichtet Guttengeber 1995, das in gewissen Populationen 95% der Tiere schwerhörig oder taub sind. Ob eine weiße Katze im Hörvermögen eingeschränkt oder sogar völlig taub ist, kann nur ein audiometrischer Hörtest ergeben. Blauäugige weiße Katzen sind auch häufig in ihrer Sehfähigkeit stark beeinträchtig. Die Katze ist allgemein als Tier bekannt, dass auch bei Dunkelheit noch sehen kann. Diese Fähigkeit wird durch eine reflektierende Schicht im Auge, dem Tapetum Lucidum, ermöglicht. Bei blauäugigen weißen Katzen fehlt dieser Lichtkraftverstärker, sodass sie in der Dämmerung praktisch nicht mehr sehen können als wir auch. Nicht Hören und schlecht Sehen sind für einen Jäger, der dazu noch überwiegend in der Dämmerung und Nachts auf die Pirsch geht, gravierende Nachteile.
Ein weiteres Risiko besteht bei weißen Katzen, sie sind bei intensiver Sonnenbestrahlung gefährdet an Hautkrebs zu erkranken. Es muß an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass es natürlich auch genetisch anders strukturierte weiße Katzen gibt, die diesem Defekt nicht unterliegen, z.B. Albinons, oder die Foreign White, eine OKH mit Maskenfaktor (Ww cscs). Hingegen können Katzen mit einem sehr hohen Anteil an Scheckungsweiß (meist reinerbig SS) die gleichen Defekte wie weiße Katzen mit dem dominanten Weiß aufweisen. Das Scheckungsgen S beginnt lediglich in einem etwas späteren Entwicklungszustandes seine schädigende Wirkung. Die Auswirkungen können jedoch die gleichen sein. Es ist dringend davon abzuraten Katzen mit reinerbigem Scheckungsweiß untereinander zu verpaaren. Wie immer im Leben ist natürlich alles eine Geschmacksache, was der eine liebt, muß der andere noch längst nicht mögen. Ganz ohne Frage gehören die Silbernen und Goldenen zu faszinierenden Katzen. Silber ist genau sowenig eine Farbe wie Weiß. Das Silbergen I, besser gesagt das Inhibitorgen, verhindert lediglich die Pigmentausbildung in Teilen des Haares. Diese Teile des Haares erscheinen Weiß. Die Bandbreite des Weißanteils in den Haaren erstreckt sich von kaum sichtbar bis fast Weiß. Das Inhibitorgen wirkt sich besonders auf das gelbe Haarband der Agoutitiere aus, kommt aber auch bei den Non-Agoutis vor und erstreckte sich auf alle Grundfarben und sogar auf den Maskenfaktor (folgt später). Die Silberung geht stets vom Haargrund aus. Bei ca. 1/3 Silberanteil spricht man von Silver-Tabbys, bei ca. 2/3 Silberanteil von silver-shaded und bei Chinchilla sind letztlich nur noch die äußersten Haarspitzen pigmentiert. Das Tabby erkennt man nur noch an den dunklen Fußballen, dem umrandeten Nasenspiegel und den umrandeten Augenliedern. Bei den Non-Agoutis gibt es solche Unterscheidungen des Silberanteils an der Fellfärbung nicht. Sie werden einfach alle smoke genannt. (Kleine Abweichung vom Thema: Eines Tages kam im strömenden Regen eine schneeweiße Katze zu uns in den eingezäunten Garten. Ganz aufgeregt lief ich zu meiner Frau um ihr die Katze zu zeigen. Da sie offensichtlich gebannt vor einem Mauseloch auf Lauer lag, ließ sie sich durch nichts stören. Erstaunlich war nur, dass unsere Katzen nicht auf diesen Eindringling reagierten. Wie sich herausstellte war dies auch kein Wunder, denn schließlich handelte es sich bei der schneeweißen Katze um unser Finchen, einer black-smoke Katze. Der Regen hatte das klitschnasse Fell so fallen lassen, dass sie weiß aussah!) Bei roten Tieren mit Silber sprechen wir von den Cameos. Wie auch schon bei den roten Non-Agoutitieren werden sie immer über die Tabbyzeichnung verfügen. Bei den Tabbytieren spricht man hier von cameo-tabby, shaded-cameo und shell-cameo. Die Non-Agoutis werden wiederum nur cameo-smoke genannt. Für die große Bandbreite der unterschiedlich starken "Versilberung" gibt es bis heute keine schlüssige Erklärung. Es ist möglich, dass reinerbiger Silberanteil (II) zu einer stärkeren Ausprägung führt als Mischerbigkeit (Ii). Eine weitere Theorie befasst sich mit einem Breitbandgen Wb. Es soll den Abstand zwischen den pigmentierten und unpigmentierten Haarteilen vergrößern. Uneinheitlich ist die Literatur bei der Wirkung des Breitbandgens auf die Non-Agoutitiere. Zum Teil wird die Wirkung dieses Genes auf Non-Agoutitiere bestritten. Tatsächlich scheint die Bandbreite bei den Smokes kleiner zu sein als bei den Agoutitieren. Bevor wir gleich zu den Goldenen kommen noch eine kleine tabellarische Übersicht über die möglichen Kombinationen beim Silber- und Breitbandgen:
Gelegentlich zeigen silberne Katzen an einigen Stellen im Haarkleid goldbraune Farbtöne (Rufismus). Durch selektive Zucht mit solchen Katzen entstand das goldene Haarkleid der Goldens. Die Goldens umfassen das gesamte Spektrum der Silbernen, sind genetisch jedoch ohne Silber (ii). Der Rufismus bei silbernen Farbschlägen ist nicht erwünscht und tritt bei durchgezüchteten Silberfarbschlägen kaum noch auf.
Wer Katzen züchtet, hat die Qual der Wahl. Viele Katzenrassen erscheinen inzwischen in einer Fülle von herrlichen Farben – und ständig werden es mehr. Nur zu leicht kann man hier den Überblick verlieren. Wer spezielle Farben züchten will, muss sich inzwischen tief in die Fortpflanzungsgenetik und die Mendel´schen Gesetze vergraben, um nicht bei jedem neuen Wurf, Bauklötze staunend, vor der schnurrenden Mama in Ihrer Wurfkiste zu stehen und sich zu fragen "Was ist da eigentlich drin?" Obwohl es inzwischen einige wunderbare Bücher gibt, die dem interessierten Züchter mit Rat und Tat zur Seite stehen, ist man bei der Zucht seltener Farbe immer noch auf den klugen Ratschlag erfahrener, hilfsbereiter Züchterkollegen, das Internet, oder die eigene Experimentierfreude angewiesen. Und doch gibt es eine Farbe, um die sich nach wie vor wilde Gerüchte durch diverse Chatrooms im Netz ranken, und von der die meisten nur den Namen kennen "Golden". Kostbar klingt allein der Name, selten ist sie sowieso, doch was steckt eigentlich dahinter? Dieser Artikel will sich dem Phänomen "Golden" annähern, um zu zeigen, dass es sich hier um eine ganz "normale" Farbe handelt, die durchaus kein Zufallsprodukt ist, sondern einen nachvollziehbaren Vererbungsweg zeigt. Die Erklärung dieses Vererbungsweges stützt sich auf eine aktuelle Theorie, da es in der Molekulargenetik und Genanalyse noch keine Untersuchungen darüber gibt. Wie man weiß, ist jede in sich schlüssige Theorie solange gültig, bis die Praxis eventuell eine Abweichung beweist. Bei roten Tieren mit Silber sprechen wir von den Cameos. Wie auch schon bei den roten Non-Agoutitieren werden sie immer über die Tabbyzeichnung verfügen. Bei den Tabbytieren spricht man hier von cameo-tabby, shaded-cameo und shell-cameo. Die Non-Agoutis werden wiederum nur cameo-smoke genannt. Für die große Bandbreite der unterschiedlich starken "Versilberung" gibt es bis heute keine schlüssige Erklärung. Es ist möglich, dass reinerbiger Silberanteil (II) zu einer stärkeren Ausprägung führt als Mischerbigkeit (Ii). Eine weitere Theorie befasst sich mit einem Breitbandgen Wb. Es soll den Abstand zwischen den pigmentierten und unpigmentierten Haarteilen vergrößern. Uneinheitlich ist die Literatur bei der Wirkung des Breitbandgens auf die Non-Agoutitiere. Zum Teil wird die Wirkung dieses Genes auf Non-Agoutitiere bestritten. Tatsächlich scheint die Bandbreite bei den Smokes kleiner zu sein als bei den Agoutitieren. Wie entsteht eigentlich Farbe?
Aha, das hört sich schon etwas bekannter an, oder? Das wissen die meisten von uns, das es diese zwei Grundfarben gibt bei Katzen, oder? Aus zwei Farben werden viele – warum?
Agouti – das gestreifte Haar
Shading: Silber und Gold
Rufismus
Wichtige SchlussfolgerungenAus der bisherigen Erörterung ergeben sich einige wichtige Schlussfolgerungen für das Verständnis der Farbe "Golden". Auch soll an dieser Stelle mit einigen Irrtümern aufgeräumt werden.
Die Evolution und selektive Zucht haben viele Farbschläge entstehen lassen. Die Wirkungsweise und genetische Konstellation der Farben und Farbabstufungen können rezessive Anlagen verdecken und Farbschläge nicht eindeutig erscheinen lassen. Zu den rezessiv vererbten Farbschlägen gehören Siamese, Burmese, chocolate sowie cinnamon, die von den dominanten Allelen (Genvarianten) 'C' und 'B' verdeckt werden. Mittels Gentest sind Träger der entsprechenden rezessiven Allele eindeutig festzustellen. Durch Kenntnis der vorliegenden genetischen Konstellation können Tiere gezielt angepaart oder auch frühzeitig selektiert werden, um gewünschte Farbschläge zu züchten oder aber auch zu vermeiden. In der Zuchtbuchführung könnten die Farbtests für eine Registrierung der vorliegenden Farbschläge auf genetischer Grundlage verwendet werden – subjektive Bestimmungen strittiger Phänotypen wären damit objektivierbar. Farbschlag Siamese und BurmeseAn der Ausprägung der Siamesen-und Burmesenfärbung ist das Gen Tyrosinase (TYR) beteiligt. Dieses Gen wird üblicherweise auch als 'Albino-Locus' (C) bezeichnet. Das Gen wirkt bei der Verteilung der Farbpigmente im Fell mit. Zwei verschiedene Mutationen in diesem Gen führen zu den unterschiedlichen Farb-Phänotypen Siamese (Point) oder Burmese. Das dominante Wildtypallel 'C' bewirkt die Vollfärbung -das komplette Fell ist in der entsprechenden Farbe ausgefärbt. Das rezessive Siamesen-oder Maskenallel 'cs' bewirkt die Ausprägung der typischen dunklen Farbe an Maske, Beinen, Ohren und Schwanz. Das ebenfalls rezessive Burmesenallel (einfarbig) 'cb' bewirkt die Fellfarbe Burmabraun und tritt in Abstufungen von schwarz bis dunkelbraun auf. Der Siamese-Gentest ermöglicht die eindeutige Feststellung der Genotypen CC, Ccs, cscs; der Burmese-Gentest die Feststellung von CC, Ccb, cbcb. Farbschlag chocolate und cinnamonDie Farbschläge chocolate und cinnamon werden durch Mutationen im Gen TYRP1 (tyrosinaserelated-protein-1), dem Genlocus für 'Braun' (B), verursacht. Dieses Gen ist an der Synthese des schwarzen Farbpigmentes Eumelanin beteiligt. Die phänotypische Ausprägung der verschiedenen Varianten (Allele) stehen dabei im Dominanzverhältnis B > b > bl. Das dominante B-Allel ist bei chocolate und cinnamon der Wildtyp und steht für die Farbe Schwarz. In der Regel bedingt die Anwesenheit eines Allels 'B' die schwarze Färbung, wenn keine anderen Farbgene oder Mutationen diese Ausprägung beeinflussen. Bislang war bekannt, dass Katzen mit dem Genotyp bb oder bbl phänotypisch "chocolate" sind, und Katzen mit blbl dem Phänotyp "cinnamon" entsprechen. Die Genanalyse hat nun nachgewiesen, dass offensichtlich auch chocolate Katzen den Genotyp Bb haben können, wenn sie gleichzeitig mischerbig für cinnamon (Bbl) sind. Die cinnamon Anlage bl wird durch den Phänotyp chocolate verdeckt, da b dominat über bl ist. Dazu unten mehr. Die Mutation 'bl' wurde bislang bei cinnamon Tieren in allen untersuchten Rassen nachgewiesen. Einzige bislang beschriebene Ausnahme ist die Rasse Ocicat, in der vereinzelt als cinnamon angegebene Tiere die Mutation nicht aufwiesen. Hier könnte es möglicherweise sein, dass die Farbe irrtümlich für cinnamon gehalten wurde oder der Farbschlag sich durch eine Kombination verschiedener anderer Farballele (Polygenie) ergeben hat. Ebenfalls möglich wäre bei diesen Tieren eine Neumutation mit gleicher phänotypischer Ausprägung an anderer Stelle des Gens. Für die chocolate Mutation 'b' wurden ebenfalls eindeutige Assoziationen zum Phänotyp festgestellt. Der chocolate-Gentest ermöglicht die eindeutige Feststellung der Genotypen BB, Bb, bb; der cinnamon-Gentest die Feststellung der Genotypen BB, Bbl und blbl. Genetischer Zusammenhang beim Phänotyp chocolateUntersuchungen belegen, dass sich hinter dem Phänotyp chocolate bezüglich der genetischen Anlagen für chocolate reinerbige und mischerbige Tiere verbergen können. p>Verschiedene Tiere mit dem deutlichen Phänotyp chocolate wiesen in der Analyse den chocolate-Genotyp 'Bb' auf. Dieser Genotyp sollte aber eigentlich dem Phänotyp schwarz entsprechen, da das Wildtypallel 'B' dominant über die Mutation 'b' ist.Die zusätzliche Analyse des cinnamon-Genotyps zeigte bei all diesen mischerbigen chocolate Tieren (Bb) zusätzlich den mischerbigen cinnamon-Genotyp 'Bbl' auf. Diese Beobachtung lässt sich folgendermaßen erklären. Beide Mutationen liegen im Gen TYRP1 in der sogenannten trans-Stellung vor, was in der Genetik auch als 'compound heterozygot' bezeichnet wird. Die beiden Mutationen treten dabei nicht gleichzeitig in ein und demselben Gen auf, sondern jeweils eine Mutation befindet sich im Gen des jeweiligen homologen bzw. elterlichen Chromosoms. Beide Mutationen kommen in diesem Fall zur Wirkung. Da aber das Allel 'b' (chocolate) dominant über das Allel 'bl' (cinnamon) ist, wird der Phänotyp chocolate ausgeprägt. B = Wildtyp; b = chocolate Anlage, bl = cinnamon AnlageAbb 1.: Anpaarung von 2 für chocolate und cinnamon mischerbigen Katzen. Phänotyp ist chocolate. Die Nachkommen dieser Anpaarung sind zu 75 % phänotypisch chocolate und zu 25 % cinnamon. Unter den chocolate Phänotypen verbergen sich 25 % reinerbige chocolate Genotypen (bb) ohne cinnamon-Anlage und 50 % chocolate/cinnamon mischerbige Tiere (Bb, Bbl). Da die ursprüngliche Entstehung der Farbschläge chocolate und cinnamon eine unterschiedliche, getrennte Historie haben, sind die Mutationen auch nicht gleichzeitig in einem Gen entstanden. Erst durch Einkreuzen kamen die Gene mit den jeweiligen Mutationen zusammen. Dies führt dazu, dass beide Mutationen, b und bl, nur sehr selten im selben Gen eines Chromosoms auftreten. Dies würde durch einen genetischen Vorgang, der Rekombination durch cross-over heißt, während der Keimzellenbildung ermöglicht. Werden in der Meiose die Gameten (Geschlechtszellen) gebildet, können die beiden elterlichen Chromosomen kleine Teilbereiche untereinander austauschen (Cross-over). Findet dieser Vorgang zufällig genau zwischen der chocolate und der cinnamon Mutation statt, gelangen beide Mutationen so in ein einziges Gen. Die beiden Mutationen liegen dann in der cis-Stellung vor. Ebenfalls in cis-Stellung liegen die beiden Wildtyp-Anlagen vor. In diesem Fall ist ein solches Tier zwar auch mischerbig für chocolate und cinnamon, da aber ein intaktes Gen ohne Mutationen vorliegt und der Wildtyp dominant ist, würde das Tier kein chocolate oder cinnamon ausprägen. Mit dieser Ausnahme ist allerdings nur sehr selten zu rechnen. B = Wildtyp; b = chocolate Anlage, bl = cinnamon AnlageAbb 2.: Rekombination durch Cross-over. Die beiden elterlichen Chromosomen tauschen in der Meiose DNA-Bereiche untereinander aus. Dadurch gelangen beide Mutationen b und bl in ein einziges Gen (cis-Stellung). In trans-Stellung kommen beide Mutationen zur Wirkung und die Farbe ist chocolate, in cis-Stellung wirken die beiden Wildtyp-Anlagen B dominat über die Mutationen b und bl, und die Farbe chocolate wird nicht ausgeprägt. BefundungDie Befundung der Genanalyse erfolgt immer für jede Mutation getrennt, das heißt, es wird immer der Genotyp bezogen auf die entsprechende
Mutation angegeben. Beispiel einer Befundung: (chocolate)
Durchführung der UntersuchungJeder Gentest kann einzeln durchgeführt und beauftragt werden. Als Probenmaterial ist ein Backenabstrich oder auch 0,5 ml EDTA-Vollblut möglich. Über die Probenentnahme informiert ein gesondertes Informationsblatt. Das Resultat liegt innerhalb von 3 bis 4 Tagen nach Probeneingang vor. Der Auftraggeber erhält neben einem Laborbefund auf Wunsch ein kostenloses, auf das Tier bezogenes Zertifikat, aus dem die genetische Konstellation bezüglich der analysierten Farbe hervorgeht. Auf Anfrage erhält der Auftraggeber das Entnahmematerial für einen Backenabstrich kostenlos zugesandt. Untersuchungskosten(Beispiel: Die genetische Analyse von 3 Farbschlägen bei einer Katze entspricht 3 Gen-Tests und kostet 3 x 48,00 Eur, oder je ein Test bei drei Katzen entspricht ebenfalls 3 x 48,00 Eur)
Der Agouti-Gentest kann eindeutig nachweisen, ob eine Katze reinerbig Agouti oder mischerbig Agouti ist. Diese Information ist besonders für die Planunmg einer Anpaarung wichtig, bei der Non-Agouti Tiere vermieden werden sollenDas Non-Agouti Allel 'a' rezessiv ist, kann zwischen reinerbigen 'AA' Tieren und mischerbigen 'Aa' Tieren phänotypisch nicht unterschieden werden. Auch für Züchter der Farbe Rot ist dieser Test von Bedeutung, da eine rote Non-Agouti Katze 'aa' phänotypisch eigentlich nicht voen einer echten Tabby-Katze (Genotyp 'AA' oder 'Aa') zu unterscheiden ist. Die eindeutige genotypische Definition einer roten Katze bezüglich Agouti oder Non-Agouti wird helfen, zukünftige Missverständnisse, z.B. bei Ausstellungen, zu vermeiden. |
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Sibirische Katzen von der Gronau * Elke & Ole-Peter Bona * An der Gronau 7 * 25479 Ellerau Telefon: 04106 71661 |
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